Montag, 21. Dezember 2009

"Retten wir den Planeten vor dem Kapitalismus"




Motto: „Der Einzige, mit dem ich diskutieren möchte, ist Botschafter Rocha (USA) – ich ziehe es vor, mit dem Eigentümer des Zirkus zu sprechen statt mit den Clowns.“
          Juan Evo Morales Ayma, der indigene Präsident von Bolivien.



Auszüge aus dem

"Brief von Boliviens Präsidenten Evo Morales an den Uno-Klimagipfel in Poznan (Polen) Anfang Dezember 2008

Schwestern und Brüder,

Unsere Pachamama (Mutter Erde) ist heute krank. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts haben wir die heißesten Jahre des letzten Jahrtausends erlebt. Die globale Erwärmung ruft jähe Klimaveränderungen hervor: den Rückzug der Gletscher und die Verringerung der Polkappen; den Anstieg des Meeresspiegels und die Überflutung von Küstenregionen, in deren Nähe 60% der Weltbevölkerung leben; die Verstärkung der Prozesse der Wüstenbildung und die Abnahme der Süßwasserquellen; eine größere Häufigkeit von Naturkatastrophen, unter denen die Gemeinschaften auf dem Planeten zu leiden haben [1]; das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten und die Ausbreitung von Krankheiten in Zonen, die früher davon frei waren.
...

Alles begann mit der industriellen Revolution von 1750, die das kapitalistische System einleitete. In zweieinhalb Jahrhunderten haben die sogenannten "entwickelten” Länder einen großen Teil der fossilen Brennstoffe verbraucht, die in fünf Millionen Jahrhunderten entstanden sind.

Die Konkurrenz und die schrankenlose Profitgier des kapitalistischen Systems sind dabei, den Planeten zu zerstören. Für den Kapitalismus sind wir nicht menschliche Wesen, sondern Verbraucher. Für den Kapitalismus existiert keine Mutter Erde, sondern Rohstoffe. Der Kapitalismus ist die Quelle der Asymmetrien und Ungleichgewichte in der Welt. Er bringt Luxus, Bereicherungssucht und Verschwendung für einige Wenige, während Millonen in der Welt Hungers sterben. In den Händen des Kapitalismus verwandelt sich alles in Ware: das Wasser, der Boden, das menschliche Gen, die althergebrachten Kulturen, die Gerechtigkeit, die Ethik, der Tod ... das Leben selbst. Alles, absolut alles wird verkauft und gekauft im Kapitalismus. Und selbst der "Klimawandel" hat sich in ein Geschäft verwandelt.

Der "Klimawandel" hat dier ganze Menschheit vor eine große Entscheidung gestellt: den Weg des Kapitalismus und des Todes fortzusetzen oder den Weg der Harmonie mit der Natur und der Achtung des Lebens einzuschlagen.
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So wie der Markt unfähig ist, das Finanz- und Produktionssystem der Welt zu regulieren, ist er auch nicht in der Lage, die Treibhausgasemissionen zu regulieren, und wird nur ein großes Geschäft für die Finanzmakler und die großen Konzerne hervorbringen.

Der Planet ist viel wichtiger als die Börsen von Wallstreet und der Welt

Während die Vereinigten Staaten und die Europäische Union 4,1 Billion Dollar einsetzen, um die Bankiers aus einer Finanzkrise zu retten, die sie selbst hervorgerufen haben, widmen sie den Programmen, die mit dem Klimawandel verbunden sind, 313mal weniger Mittel, das heißt nur 13 Milliarden Dollar.

Die Ressourcen für den Klimawandel sind schlecht verteilt. ... Der größte Teil der Ressourcen fließt in die Länder, die am meisten zur Kontaminierung beigetragen haben, und nicht in die Länder, die wir die Umwelt erhalten haben. 80% der Projekte des Mechanismus für saubere Entwicklung sind auf nur vier Schwellenländer konzentriert.

Die kapitalistische Logik bringt das Paradox hervor, dass die Sektoren, die am meisten zur Verschlechterung der Umwelt beigetragen haben, am meisten durch die Programme, die mit dem Klimawandel verbunden sind, profitieren.

Ebenso ist der Technologie- und Finanztransfer für eine saubere und nachhaltige Entwicklung der Länder des Südens in Reden steckengeblieben. Der nächste Gipfel über den Klimawandel in Kopenhagen muss einem Sprung vorwärts ermöglichen, wenn wir die Mutter Erde und die Menschheit retten wollen. (Anm. der Bloger: in Kopenhagen wollten wir das nicht.) Deshalb unterbreiten wir die folgenden Vorschläge für den Prozess, der von Poznan nach Kopenhagen führt:

Die strukturellen Ursachen des Klimawandels bekämpfen

1. Über die Ursachen des Klimawandels diskutieren. Solange wir nicht das kapitalistische System durch ein System ersetzen, das auf gegenseitiger Ergänzung, Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern und der Natur aufgebaut ist, werden die Maßnahmen, die wir ergreifen, nur Palliative sein, die einen beschränkten und unsicheren Charakter haben. ...

2. Die entwickelten Länder müssen ihre konsumistischen Muster - Luxus und Vergeudung - unter Kontrolle bringen, besonders den übermäßigen Verbrauch von fossilen Brennstoffen. Die Subventionen für fossile Energieträger, die sich auf 150-250 Milliarden Dollar belaufen [4], müssen fortschreitend beseitigt werden. ...

3. Die Agrokraftstoffe sind keine Alternative, weil sie der Produktion von Nahrungsmitteln für Fahrzeuge gegenüber der Produktion von Nahrungsmitteln für Menschen den Vorrang geben. Die Agrokraftstoffe weiten die Grenze der landwirtschaftlichen Nutzung aus und zerstören die Wälder und die Biodiversität, bringen Monokulturen hervor, fördern die Konzentration des Bodens, verschlechtern die Böden, erschöpfen die Wasserressourcen, tragen bei zum Preisanstieg von Nahrungsmitteln, und vielfach verbrauchen sie mehr Energie, als sie erzeugen.
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6. Die Entwicklungsländer, die für die Kontaminierung in der Vergangenheit nicht verantwortlich sind, müssen den erforderlichen Raum erhalten, um eine alternative und umweltverträgliche Entwicklung einzuschlagen, die nicht die Irrtümer des ungezügelten Industrialisierungsprozesses wiederholt, der uns in die gegenwärtige Situation gebracht hat.
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Die Menschheit ist in der Lage, den Planeten zu retten, wenn sie die Prinzipien der Solidarität, des gegenseitigen Ausgleichs, der Harmonie mit der Natur wieder aufnimmt, im Gegensatz zum Imperium der Konkurrenz, des Profits und des schrankenlosen Verbrauchs der Naturressourcen.

28. November 2008

Evo Morales Ayma Präsident Bolivien
"

Quelle: amerika21.de

Es ist bedauerlich, dass statt den wichtigen Brief uns vorzulegen, bewerfen uns die Medien mit dem Müll von einem Friedennobelpreisträger, oder von gewisser Kanzlerin, oder anderen Clowns.

Unsere Zivilisation ist vielleicht gar nicht in der Lage, die Probleme zu erkennen, ohne die Hilfe der indigenen Bevölkerungen. Vielleicht sollen wir von den Bolivianer den Begriff Pachamama erst lernen, bevor wir uns den Umweltfragen überhaupt stellen. Wir haben eine Umweltbewegung, aber ohne Grundverständnis, was die Umwelt eigentlich ist, vielleicht deswegen, weil wie denken wie das Chávez ausgesprochen hat: »Vielleicht glauben sie ja, auf eine andere Erde auswandern zu können.«. Sollen wir nicht ernst die Empfehlung nehmen: "Es gelte, dieser »Kultur des Todes« eine »Kultur des Lebens« entgegenzusetzen." ?

Die Authoren verweisen auch auf die Erkenntnis von Chief John Ross, der auch auf der Seite zitiert wurde.

verfasst von Johannes-Paul Wucherer jr. und Benedikt Zinser jr., 21.12.2009